Gespeichert von Kay am Di., 07/06/2021 - 11:04
Bauvorbereitende Untersuchungen im Bereich eines kaiserzeitlichen Siedlungsplatzes.
Projektzeit: 12 Monate
Fläche: 15.000 m2
GPS-Koordinaten: 52.53971 N, 13.07263 E
Zeitstellung: Römische Kaiserzeit
Publikationen
Mit den Untersuchungen auf dem Fundplatz Dallgow 9a in den Jahren 1993 und 1994 wurde an die langjährige Tradition der germanischen Siedlungsforschung im Westhavelland angeknüpft. Hier gelang es erstmals unter den Bedingungen des "Verursacherprinzips", also der Grabungsfinanzierung durch einen Investor, den Großteil einer Siedlung vollflächig auszugraben. Die Lage des Fundplatzes am Rande einer Niederung, die großräumig dem Baruther Urstromtal zuzuordnen ist, sorgte für einen außerordentlich guten Erhaltungszustand der Funde und Befunde. So konnten unter anderem zahlreiche organische Funde aus vornehmlich Brunnenbefunden geborgen werden. Neben 27 ergrabenen Brunnen unterschiedlichster Bauart wurden eine ganze Reihe von Hausgrundrissen freigelegt, die sowohl die Bandbreite bekannter Langhaustypen als auch die der Grubenhäuser widerspiegelt. Insgesamt konnten die Reste von fast 100 Gebäuden festgestellt und dokumentiert werden.
Wie die Auswertung bisher ergeben hat, lassen sich die ca. 30 Langhäuser in drei Grundtypen einteilen. So stehen neben dem am häufigsten vorkommenden dreischiffigen Langhaus diejenigen mit einer zweischiffigen oder einfachen Gliederung. Die Grubenhäuser sind mit insgesamt 50 Objekten am häufigsten vertreten. Wie aus dem Befundzusammenhang verschiedener Häuser hervorgeht, fand hier die Gewebe- und Tuchherstellung statt. So befanden sich auf dem Laufhorizont zweier Grubenhäuser jeweils Webgewichte. 15 sogenannte Speicherbauten vervollkommnen das Bild der in Dallgow angetroffenen Gebäudearten. Dieser Befundtyp zeichnet sich durch verhältnismäßig große Pfostengruben aus. Offensichtlich wurde die germanische Siedlung von Dallgow am Anfang des 2. Jahrhunderts angelegt und bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts kontinuierlich bewohnt. Verschiedene Hinweise deuten auf einen plötzlich Abbruch der Siedeltätigkeit.