Baubegleitende Untersuchungen
Projektzeit: April 2006 bis Juli 2007
Fläche: 1.420 m²
Koordinaten: N 52.94337, E 12.39738
Zeitstellung: Slawenzeit, Mittelalter
Die Erneuerung der Trinkwasser- und Regenwasserleitung sowie des Straßenbelages für den Abschnitt der Hamburger Straße zwischen Marktplatz und Mittelstraße war von Seiten der Stadt Kyritz für das Jahr 2006 vorgesehen. Da sich das Vorhabengebiet innerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns befand, und mit der Zerstörung von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Befunden durch die Erdeingriffe zwingend gerechnet werden musste, wurde die Baumaßnahme von der Fachbehörde mit einer archäologischen Begleitung beauflagt.
Die Ausgrabungen in der Hamburger Straße erbrachten im Wesentlichen Erkenntnisse zur Entwicklung der Stadtstruktur. Außerdem konnte anhand einer Kulturschicht, in der sich slawische Keramik fand, eine vorhergehende slawische Besiedlung festgestellt werden. Zu den ältesten Spuren deutschen Lebens gehörten zwei Pfostenbauten, einzelne Pfosten, zwei Gruben sowie Reste von Straßengräben. Die Orientierung der Pfostenbauten entsprach der der heutigen Bebauung und Straßenführung, nur lagen die Befunde im Straßenbereich. Die Straße verlief zu dieser Zeit wohl etwas weiter westlich, worauf zwei mutmaßliche Straßengräben hinweisen. Bereits im 13. Jahrhundert wurden die Pfostengebäude und Gruben von einer Straße, die man mit Holz befestigte, überdeckt. Die Straßenbeläge wurden mehrfach erneuert. Diese Straßenschichten konnten als ein Paket aus dunkelhumosem mit Holzspuren durchsetztem Material dokumentiert werden. Darüber folgten sandig-lehmige Schichten, die zur Unterfütterung von Pflasterstraßen aufgetragen wurden. Nur an wenigen Stellen gelang es, die Pflasterungen selbst zu dokumentieren, denn das Steinmaterial wurde immer wieder ausgebaut und neu verwendet. Zu einer Verengung der Straße oder zu einer Verlegung nach Westen kam es dann im 14. oder 15. Jh. Mindestens sieben Keller mit Feldsteinfundamenten durchschnitten die Straßenschichten. Da aber alle Keller in einer der heutigen Straßenführung entsprechenden Flucht lagen, blieb auch in diesem Zeitabschnitt die Grundstruktur der Stadt erhalten.