Bauvorbereitende Untersuchung im Gewerbegebiet "Campus am Jungfernsee"
Projektzeit: Juli 2014 bis Juli 2015
Fläche: 2.400 m²
Koordinaten: 52.434417 N, 13.055988 E
Zeitstellung: Jungsteinzeit Römische Kaiserzeit Slawenzeit
Publikationen
Im Potsdamer Planungsgebiet „Campus am Jungfernsee“ an der Nedlitzer Straße wurde vor der Errichtung eines weiteren Bürogebäudes von Juli bis November 2014 eine archäologische Rettungsgrabung durchgeführt.
Trotz ausgedehnter und tief reichender Störungen durch Bau und Abriss der Kasernen und andere frühere Erdarbeiten konnten wiederum ur- und frühgeschichtliche Funde und Befunde in großer Dichte dokumentiert werden. Zu nennen sind fünf wohl mittelsteinzeitliche Gruben und eine Grabanlage der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur (um 3400 v. Chr.). Der Hauptbesiedlungsphase der Römischen Kaiserzeit (1. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) gehört die Mehrzahl der bisher registrierten ca. 550 Einzelbefunde an, darunter Teile der Grundrisse dreier großer ebenerdiger rechteckiger Pfostenhäuser sowie zwölf kleinere Grubenhäuser. Neben den Funden an Scherben, Gefäßen, Metall- und Knochengeräten und Tierknochen sind ein silberner Schließhaken, eine Bronzefibel, eine Schnalle und eine römische Silbermünze aus dem Jahr 227 zu erwähnen.
Ergänzungen und Änderungen der Bauplanung machten Erweiterungen der ursprünglichen Grabungsfläche erforderlich. Im November 2014 wurde im Südosten der Bereich „Zisterne und Rigolen“ untersucht, im Mai 2015 die Fläche des unterirdischen Verbindungsganges zum bereits bestehenden Gebäude. Im Juni und Juli 2015 folgten die Flächen des Tiefhofes und der abgrenzenden Betonwand im Osten. Die ergänzenden Rettungsgrabungen erfassten neben gestörten Bereichen auch weitere umfangreiche Befundansammlungen der germanischen Siedlung des 1. bis 5. Jahrhunderts. Gut erhalten und fundreich war ein Grubenhaus des 3. Jahrhunderts.
Von besonderem Interesse ist ein teilweise erfasstes abgebranntes Holzgebäude der frühmittelalterlichen (frühslawischen) Siedlungsphase des 8. Jahrhunderts, das allerdings überraschenderweise in der Bautechnik eher an nordwestdeutsche und niederländische (altsächsische und friesische) Gebäude dieser Zeit erinnert.