Voruntersuchung und bauvorbereitende Untersuchung im Bereich der Stadtpromenade (Carl-Blechen-Carré).
Projektzeit: 6 Monate
Fläche: 12.000 m2
Zeitstellung: Mittelalter Neuzeit
GPS-Koordinaten: 51.7582 N, 14.3314 E
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Von November 2006 bis April 2008 wurde das Areal des geplanten Carl-Blechen-Carrés in Cottbus und sein südlicher Vorplatz bauvorbereitend und baubegleitend archäologisch untersucht. Bereits bei der Voruntersuchung im Jahre 2003 waren drei Schwerpunktbereiche, nämlich der mittelalterliche Stadtgraben, die Besiedlung der Luckauer Vorstadt und der frühneuzeitliche Friedhof herausgearbeitet worden.
Überraschend fand sich im Südosten des Untersuchungsgeländes das auf über 60 Meter Länge zu verfolgende Fragment eines Grabens, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach in die späte Bronzezeit datiert werden kann. Weitere ur- oder frühgeschichtlichen Spuren konnten nicht beobachtet werden.
Das Stadtgrabensystem im Untersuchungsareal bestand aus zwei kleinen Gräben, die wohl im 14. Jahrhundert angelegt worden waren und die sich am Verlauf der Stadtmauer, wenn auch weit davon entfernt, orientierten. Die Klärung der Frage, ob weiter östlich weitere schmale Gräben oder bereits der große innere Stadtgraben vorhanden war, muss anderen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Die beiden schmalen Gräben wurden am Ende des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts verfüllt und der große äußere Stadtgraben angelegt, welcher noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts offen stand.
Das Gelände westlich des Stadtgrabens wurde in seinem südlichen Teil seit 1534 als städtischer Friedhof genutzt. Im Norden gab es um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert eine nur kurze Zeit produzierende Töpferei. Von dieser wurden vier Öfen erfasst, die wahrscheinlich auch den Gesamtbestand darstellen. In der Nähe der Öfen wurden die Produktionsabfälle entweder in Gruben oder als Auffüllschichten entsorgt. Augenscheinlich wurden die Töpferwaren am Ort nur gebrannt, da keine zeitgleichen Gebäudestrukturen aufgefunden werden konnten, die für eine Töpfereiproduktion notwendig gewesen wären.
Über die Stratigrafie und technologische Überlegungen konnten die vier untersuchten Öfen in eine relative Chronologie gebracht werden. Die Gleichartigkeit des Materials aus den Abfallhorizonten verweist auf eine nur sehr kurze Produktionszeit in den Jahren um 1400. Nach dem Untergang der Töpferei wurde das Gelände scheinbar nur sehr sporadisch zur Entnahme von Material genutzt, bevor im späten 18. Jahrhundert die Besiedlung der südlichen Luckauer Vorstadt einsetzte.
Im Friedhofsbereich wurden vier Teilflächen untersucht. Wesentlichstes Ergebnis ist die Herausarbeitung einer jüngeren und einer älteren Belegungsphase, die sich vor allen durch die Armhaltung der Toten und die verwendeten Särge unterscheiden. Eine Zuordnung der Kindergräber zu diesen Gruppen ist schwierig.
Im Süden vor der ehemaligen Carl-Blechen-Schule fanden sich zahlreiche Grüfte, die aus Ziegelsteinen errichtet waren. Meist dienten sie zur Bestattung einer Person. Allerdings wurden auch mehrfach größere Anlagen beobachtet, die wohl als Familiengrüfte angesprochen werden können. Eine ältere Gruft, die aus der ersten Belegungsphase des Friedhofes stammt, wurde aus großformatigen Ziegelsteinen in Lehmbindung errichtet. Alle anderen Grüfte gehören in die jüngere Phase des Friedhofes und dürften in die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts zu datieren sein. In drei Grüften konnten Inschriften nachgewiesen werden.
Während sich in den Gräbern der älteren Belegungsphase nur vereinzelt Beigaben fanden, die im wesentlichen zur Kleidung oder zum Schmuck gehörten, lässt sich für die jüngere Phase eine sehr intensive Beigabentradition belegen. Hier wurden überwiegend Geschirrteile, aber auch Medizinfläschchen mitgegeben. Kinder wurden oftmals mit Totenkronen aus Kupfergeflecht und Haselnussschalen ausgestattet.
Im nördlichen Bereich der Untersuchungsfläche konnten zahlreiche Reste der hier bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts vorhandenen Bebauung dokumentiert werden. Es handelte sich um Hausgrundrisse entlang der Roßstraße und der Straße Am Spremberger Wall.