Baubegleitende Untersuchung
Projektzeit: September 2006 bis März 2007
Fläche: 1.500 m²
Koordinaten: N 52.60582, E 12.87929
Zeitstellung: Mittelalter, Neuzeit
Anlass der archäologischen Baubegleitung in der Nauener Wallgasse war die Neuverlegung einer Trinkwasserleitung, der Austausch schadhafter Stellen in der Schmutzwasserleitung und der Einbau zweier Regenwasserabläufe zur Neuen Straße hin. Zum Schluss erfolgte die Auskofferung des gesamten Straßenbereichs um ca. 0,6 m für einen neuen Straßenaufbau. Die Trinkwasserleitung wurde im berst-lining-Verfahren eingebracht, d. h. es wurden lediglich Start- und Zielgruben aufgeschachtet, von denen aus die neue Leitung an Stelle der alten durchgezogen werden konnte. Störungen des Erdreiches und auch der Bodendenkmalsubstanz werden mit diesem Verfahren klein gehalten.
In erster Linie sollte die Baubegleitung Informationen über den Zustand des Walles im Süden der Stadt Nauen liefern. Zusätzlich erhoffte man sich Informationen über das Oberflächenrelief vor der Anlage der Stadtbefestigungsanlage. In der Tat konnten an einigen Stellen diese Informationen gewonnen werden, aber es waren auch größere gestörte Bereiche zu verzeichnen. Hinweise auf die Stellung einer Palisadenwand, die in diesem Teil der Befestigungsanlage vermutet wird, wurden nicht gefunden.
Besonders aufschlussreich und repräsentativ war eine Profilaufnahme, die den einzigen ungestörten Radialschnitt durch den Wall bot. Dadurch konnte die ursprüngliche Wallneigung ermittelt werden. Außerdem belegt der Schnitt, dass der Wallkörper im Laufe der Zeit um einiges an Höhe verloren hat. Ursächlich hängt dies mit der Bebauung des Geländes im 18. Jahrhundert zusammen, denn die Häuser benötigten eine wenigstens in Teilen ebene Grundfläche.
Bereits durch vorangehende Untersuchungen war bekannt, dass der Wallkörper aus Lehm besteht. Bei dieser Maßnahme konnte im Westen der Wallgasse festgestellt werden, dass der hier nur spärlich erhaltene Lehmauftrag mit Ziegelfragmenten vermischt war, während an anderer Stelle steriler Lehm vorgefunden wurde. Der Wallkörper liegt auf einer alten Oberfläche auf, die bis in das 13. Jahrhundert noch genutzt wurde, denn in einem Fall wurden in dieser Schicht kleine Keramikfragmente der harten Grauware gesichtet. Dieser alte Oberflächenhumus besitzt im Bereich der Grundstücke 16a und 17 eine besonders große Mächtigkeit, sodass man fast von einer kolluvialen Erhöhung des Geländes sprechen kann. Aus einer vorhergehenden Untersuchung ist bekannt, dass hier in der Tiefe auch Befunde einer bronzezeitlichen Siedlung anzutreffen sind.
Bemerkenswerter Befund der Zeit nach dem Bau der Wallanlage war eine Entwässerungsrinne aus Feldstein, die erst angelegt wurde, nachdem der Wall im 18. Jahrhundert mit Häusern bebaut wurde.