Baubegleitende Untersuchungen
Projektzeitraum: April bis November 1998
Koordinaten: N 52.39633, E 13.05777
Zeitstellung: Mittelalter, frühe Neuzeit
Von April bis November 1998 mit Unterbrechung im Juli und August wurden auf dem Neuen Markt in Potsdam Schmutz- und Regenwasserleitungen neu verlegt.
Die Ergebnisse der Altgrabungen der 30er Jahre von Richard Hoffmann ließen erwarten, dass die mittelalterlichen Stadtgräben über den Neuen Markt verlaufen. Ebenso wird das bisher noch nicht genau lokalisierte „Kieztor“ im Bereich des Neuen Marktes vermutet.
Da einige Trassen auf alten Leitungen verliefen und neuzeitliche Aufschüttungen durchschnittlich 1,50m Mächtigkeit betrugen, war eine Dokumentation nur bei wenigen Plana- und Profilabschnitten sinnvoll.
An zwei Stellen wurden in 1,90m Tiefe Holzpfostenreihen erfasst. Zwischen beiden Pfostenreihen lagen große Feldsteine. Die Ausdehnung der unvermörtelten Lage aus großen Feldsteinen konnte nicht vollständig geklärt werden, es scheint sich aber um ein mindestens 10m breites Fundament zu handeln. Die Verwendung von großen Feldsteinen in Fundamenten ist in Potsdam als eine Besonderheit zu betrachten. Durch Grabungen 1960/61 sind sie z.B. im Bereich der mittelalterlichen Burganlage nachgewiesen. Die Begrenzung der Feldsteinlage durch die zwei spitzwinklig in westliche Richtung aufeinander zulaufende Pfostenreihen legt nahe, diese Befundsituation als Reste der Kieztoranlage anzusprechen. Endgültige Klärung bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten.
Ein in Ziegel und Feldstein gesetztes Fundament wurde in der Siefertstraße freigelegt. Dieses Fundament zog sich parallel zur heutigen südlichen Bebauung bis zum Ende der Straße und markiert somit eine ältere Bebauungsphase, die im Zuge der Anlage des Neuen Marktes um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entstand. Zur Zeit der alten Bebauung war die Siefertstraße nur halb so breit wie heute. Die Siefertstraße ist der letzte Straßenverlauf der spätmittelalterlichen Stadt vor Anlage der barocken Stadt.
Das Fundspektrum war insgesamt sehr gering. Keramik bildet den größten Anteil. Tierknochenerhaltung ist als gut zu bezeichnen, wobei nur wenig geborgen werden konnte. Glas- und Eisenreste, die nicht näher definiert werden können, runden das Fundaufkommen ab. Die Datierung reicht vom 13./14. Jahrhundert bis in die Neuzeit, die älteste Keramik sind Scherben der sogenannten „Harten Grauware“ des 13./14. Jahrhunderts.