Baubegleitende Untersuchungen
Projektzeitraum: Mai 2016 - Januar 2017
Fläche: ca. 400 m²
Koordinaten: N 52.54837, E 12.94752
Bodendenkmal-Nr.: 50566
Wo sich heute in Wustermark die Friedrich-Rumpf-Straße 12 befindet, stand in slawischer bzw. deutsch-mittelalterlicher Zeit eine Burg, deren mutmaßliche Vorburgsiedlungen jetzt bei Bauarbeiten in der Friedrich-Rumpf-Straße 16/18 partiell archäologisch untersucht werden konnten. Naturräumlich liegt der Platz am Übergang von der Niederung der Wublitz zur Hochfläche der Nauener Platte. Untersucht wurde eine Fläche von 240 m² für ein Wohnhaus sowie diverse Medientrassen. Festgestellt wurden die Relikte einer eisenzeitlichen, einer slawischen und einer deutsch-mittelalterlichen Besiedlung. Außerdem traten Keramikfunde aus dem Neolithikum und einige Feuersteinartefakte auf.
Von der eisenzeitlichen Siedlung fanden sich drei Gruben. Das in ihnen enthaltene Keramikmaterial weist in die späte vorrömische Eisenzeit. Bei den freigelegten slawischen Befunden handelt es sich um 76 Gruben, fast alles Speichergruben, außerdem um zwölf Lehmentnahmegruben, zwei Abfallgruben und einige Gruben unbekannter Funktion. Die Lehmentnahmegruben fanden sich am Nordrand der Untersuchungsfläche. Die Speichergruben konzentrierten sich in zwei Bereichen, einmal im Bereich des neugebauten Wohnhauses und einmal am Rand zur Niederung. Die Lehmentnahmegruben im Norden und die Abwesenheit von Befunden im Westen der Untersuchungsfläche, weisen darauf hin, dass hier die Grenzen der Siedlung erfasst wurden. Ein umgebender Wall oder Graben konnten nicht festgestellt werden. Im Süden führt die Siedlung an die Burganlage heran, im Osten wurde das Ende nicht erreicht.
Nach Aussage der Keramik wurde die Siedlung in mittelslawischer Zeit angelegt, wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert, und lief bis in spätslawische Zeit hinein. Ob sie jedoch gleich als Vorburgsiedlung fungierte, oder ob der Burgwall erst später hinzukam, lässt sich nicht entscheiden. In Nutzung war sie bis in die spätslawische Zeit hinein, wie lange genau bleibt allerdings unklar. Insgesamt ist ein deutliches Übergewicht der mittel- gegenüber der spätslawischen Keramik festzustellen, was für eine intensivere Nutzung im 9./10. Jahrhundert spricht. Ausschlaggebend für die Standortwahl wird ein bei Wustermark zu vermutender Flussübergang als Zwischenstation der von Magdeburg über Brandenburg nach Lebus führenden Landverbindung gewesen sein. Die Burg könnte zur nur 1,4 km entfernten und auf der anderen Seite der Wublitz gelegenen zeitgleichen Burg von Buchow-Karpzow einen Brückenkopf gebildet haben.
Ob die Burg bis zum hochmittelalterlichen Landesausbau Bestand hatte, ließ sich bei den Untersuchungen nicht klären. Da keine frühdeutsche Keramik vorliegt, scheint eine bis ins frühe 13. Jahrhundert reichende Nutzungspause wahrscheinlicher zu sein. An deutsch-mittelalterlichen Befunden sind vier eingetiefte Gebäude, ein mutmaßliches eingetieftes Gebäude sowie fünf Gruben zu nennen. Das gefundene blaugraue Keramikmaterial datiert ins 13./14. Jahrhundert. Zwei Gebäude waren offensichtlich abgebrannt, eines von ihnen enthielt blaugraue Ofenkacheln des späten Mittelalters.
In die Zeit nach dem Mittelalter gehören fünf Gruben und Pflanzbeete. Im späten 19. Jahrhundert wurde ein Wohnhaus errichtet und der Hof gepflastert.