Baubegleitende Untersuchungen im mittelalterlich-neuzeitlichen Stadtkern
Projektzeitraum: November/Dezember 2016
Fläche: ca. 1800 m²
Koordinaten: N 52.7527, E 13.23705
Zeitstellung: Mittelalter?, Neuzeit
Im Herbst 2016 wurden in Oranienburg auf den Grundstücken Berliner Straße 6–16 im Bereich der früheren barocken Altstadt Entkernungsarbeiten begleitet. Ursprünglich lag das untersuchte Areal im Überschwemmungsbereich der Havel, seit dem Mittelalter begann es jedoch zu vertorfen. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit lag hier Gartenland. Aus dieser Zeit fanden sich Keramikscherben und eine Kadavergrube. Die Berliner Straße wurde kurz vor 1700 als auf das Schloss zulaufende Achse angelegt. Das anliegende Gelände wurde in 8 bis 14 m breite Parzellen eingeteilt und bebaut. Reste der Hofbebauung konnten gefunden werden. Zwischen den Grundstücken 14 und 16 verlief ein Knüppeldamm, der später durch einen Weg mit Lesesteinpflaster ersetzt wurde. Im Grundstück Nr. 6 gab es einen Holzschacht, der nach 1740 verfüllt wurde und einen geschlossenen Fundkomplex aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts enthielt. Er umfasst Keramik (glasierte Irdenware, Malhornkeramik, Steinzeug), chinesisches Porzellan, Flaschenglas, geschliffenes Trinkgefäßglas, ein Pfeifenfragment und eine Tuchplombe. Vier Flaschensiegel mit den Monogrammen des Kurfürsten Friedrich III. sowie der Könige Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., das geschliffene Trinkgefäßglas sowie das chinesische Porzellan lassen auf einen begüterten, dem Hof nahestehenden Haushalt denken.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu umfassenden Neubebauungen. Reste dieser Bausubstanz wurden in den Grundstücken 14 und 16 dokumentiert, außerdem eine Planierschicht. Noch einmal grundlegend umgestaltet wurde das Areal im späten 19. Jahrhundert. Einige Bauten, die Krieg und Nachkriegszeit überstanden haben, stehen noch heute.