Völkerwanderungszeit – 375 bis 600 n. Chr.
Unruhige Zeiten brachen an, als die Hunnen gegen Ende des 4. Jahrhunderts aus den Steppen Asiens in Mitteleuropa einfielen und zahlreiche Stämme aus ihrem Siedlungsgebiet vertrieben. In einer Kettenreaktion setzte eine Epoche großer Wanderungsbewegungen ein, die heute als Völkerwanderungszeit bezeichnet wird.
In Brandenburg aber, das deuten die spärlichen Funde aus dieser Zeit an, ist wohl mit einer Abwanderung, kaum aber mit der Einwanderung fremder Menschen zu rechnen. Gräberfelder und Siedlungen werden zum Teil weiter benutzt. Erst nach und nach erreichen neue Sitten und Gebräuche wie die Körperbestattung an Stelle der Verbrennung von Toten das Gebiet zwischen Elbe und Oder.
Die wenigen Funde sprechen für eine enge politische und kulturelle Bindung der damaligen Bewohner an das mächtige Reich der Thüringer. So gibt es von Gräberfeldern in Ketzin (Lkr. Havelland) und Phöben (Lkr. Potsdam-Mittelmark) sogenannte Turmschädel. Dabei handelt es sich um eine Form der künstlichen Schädeldeformation, die im Thüringer-Reich belegt ist und auf hunnische Einflüsse zurück zu gehen scheint. Auch einzelne Schmuckformen wie bestimmte Fibeln (Gewandschließen, z. B. aus Waltersdorf, Lkr. Dahme-Spreewald) belegen diese Verbindungen.
Im Jahr 531 wurde das Reich der Thüringer durch die Franken zerschlagen. Wenige Jahrzehnte später siedelten die fränkischen Könige den Großteil der germanischen Bevölkerung aus dem brandenburgischen Raum in die Gebiete westlich von Elbe und Unstrut um.
So endete im 6. Jahrhundert eine Jahrtausende andauernde Kontinuität der Bevölkerung. Erst nach einer vermutlich weitgehend besiedlungsfreien Zeit von etwa 140 Jahren begann im frühen Mittelalter die Zeit der slawischen Besiedlung.
Quelle: BLDAM, Archäologisches Landesmuseum Brandenburg